Mediatheken – Apps senden zu viele Daten und fallen durch Test

Datenschutz

Es ist so schön: Verpasst ein Zuschauer seine Fernsehsendung, kann er diese bei den meisten Sendern mehr oder weniger bequem über die Mediathek abrufen. Dazu ist eine Internetverbindung erforderlich. Möglich ist der Start der Mediathek online oder über eine App am Smart-TV bzw. auf dem Smartphone oder Tablet.

Was viele nicht wissen: Die Mediatheken fordern dabei überraschend viele Daten an. Speziell die Apps fallen kritisch auf. Laut einer Untersuchung von Stiftung Warentest sind die meisten Mediatheken daher aus Datenschutzgründen nicht empfehlenswert. Die Experten stufen nahezu alle Apps als kritisch ein. Ausnahmen sind die Mediathek-Apps für Android und iOS von SWR und WDR sowie die iOS-App des BR. Alle anderen Apps fallen durch. Dazu zählen die von ZDF, 3Sat, RTL, Pro7, Sat1, Vox, MDR, NDR usw.

Datenschutz: Warum fallen Mediathek-Apps durch?

Apps senden wie Smart-TVs und das Internet nicht nur Daten auf das Display des Nutzers, sondern fragen auch Datendetails ab. Dabei geht es den Sendern zunächst darum, die Akzeptanz einzelner Formate in der Mediathek zu messen. So ermitteln sie Daten, wie häufig eine Sendung abgerufen wird. Soweit ist die Auswertung noch akzeptabel. Allerdings fragen viele Apps deutlich mehr Daten als erforderlich ab.

Insbesondere kritisiert Stiftung Warentest, dass Daten an Drittanbieter wie Google, Microsoft (Bing), Facebook und Werbeanbieter weitergegeben werden. Dabei überträgt die App bei Smartphones und Tablets beispielsweise nicht nur die gewählte Sendung, sondern auch den Namen des Mobilfunkanbieters sowie eine eindeutige Geräte-ID. Auf diese Weise können die Empfänger der Daten sehr detaillierte Profile erstellen, Werbung für die Zuschauer optimieren und sogar – je nach Profil – verschiedene Preise für dasselbe Produkt ausgeben. Es ist zudem nicht klar, ob zum Beispiel Facebook und Google die Daten mit weiteren Daten zusammenführen und so noch umfassendere Nutzerprofile erstellen. Diese können die Konzerne dann zu eigenen Zwecken gewinnmaximierend nutzen oder an Dritte verkaufen.

Positiv: Weniger Datenströme auf dem Smart-TV

Während bei Apps auf dem Smartphone und Tablet sehr viele unnötige Daten vom Nutzer zum Anbieter und von dort zu Dritten fließen, ist dies bei den getesteten Smart TVs anders. Diese übermitteln zwar ebenfalls kritische Daten, jedoch deutlich weniger als die Apps. Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die internetfähigen Fernseher nicht datenschutzkonform sind. Denn viele Geräte liefern zum Beispiel dem Hersteller große Datenmengen.

Mediathek per Internet nur mit Blocker

Die Experten von Stiftung Warentest empfehlen bei der Nutzung der Mediatheken einen Werbeblocker. Diese Tools reduzieren den Datenstrom deutlich. Allerdings müssen Werbeblocker wie UBlock Origin sehr genau konfiguriert werden. Alle Datenabfragen lassen sich zudem damit nicht verhindern.

Datenübertragung trotz neuer Datenschutzgrundverordnung

Stiftung Warentest stellt deutlich heraus, dass die Daten weiterhin ungefragt übermittelt werden, obwohl seit Ende Mai die neue europäische Datenschutzgrundverordnung gilt. Diese gibt Nutzern mehr Datenhoheit. Unter anderem können sie Datenflüsse ablehnen oder Daten löschen lassen. Einige Sender verbessern derzeit die Apps für die Mediatheken. Dennoch folgen die meisten Angebote laut der Experten nicht dem Maxim der Datenminimierung und sind weiter als kritisch einzustufen.